Mobilität im Landkreis Osnabrück

Ergebnisse der Bedarfsanalyse

Die Mobilität im Landkreis Osnabrück unterscheidet sich deutlich von der in Deutschland insgesamt. Insbesondere wird der Verkehr im Landkreis überdurchschnittlich durch den motorisierten Individualverkehr (MIV) bestimmt.

So werden heute im Landkreis Osnabrück 66 % aller Wege mit dem Auto zurückgelegt, im Bundesdurchschnitt sind es rund zehn Prozentpunkte weniger. Damit ist der Pkw-Anteil an allen zurückgelegten Wegen im Landkreis auch deutlich höher als in allen angrenzenden Kreisen. Selbst bei kürzesten Strecken ab einem Kilometer stellt der Pkw im Landkreis Osnabrück aktuell das Hauptverkehrsmittel zur Fortbewegung dar.

Jeder Einwohner des Landkreises legt täglich durchschnittlich 32,21 km im Auto zurück. Dies entspricht knapp 12 Mio. km pro Tag.

Zudem hat sich seit 2013 neben der Anzahl der Autos im Landkreis auch der Anteil der damit zurückgelegten Kilometer an allen Wegestrecken weiter vergrößert. Die Pkw-Dichte liegt im gesamten Landkreis rd. 14 % über dem Bundesdurchschnitt, in einzelnen Gemeinden sogar um 26 % darüber.

Auch bei einem genaueren Vergleich des deutschlandweiten Modal Splits der zurückgelegten Wege zeigt sich, dass im Landkreis Osnabrück der MIV einen deutlich höheren Stellenwert hat als es in einem durchschnittlichen Landkreis mit einer ähnlichen Raumstruktur der Fall wäre.

Hinweis: Diese Angaben stützen sich Berechnungen, die vor allem auf Zahlen der Studie „Mobilität in Deutschland“ (MiD) basieren. Bei dieser Studie handelt es sich um eine bundesweite Befragung von Haushalten zu ihrem alltäglichen Verkehrsverhalten im Auftrag des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr, die im Jahr 2017 bereits zum dritten Mal durchgeführt wurde.

Mobilitätsverhalten (Modal Split)

Der straßengebundene öffentliche Personenverkehr (ÖPNV) im Landkreis Osnabrück umfasst das Angebot der Tarifgemeinschaften VOS-NordOst, VOS-Ost, VOS-Süd, VOS-Wallenhorst, VOS-Nord und VOS Osnabrück Belm der Verkehrsgemeinschaft Osnabrück (VOS).

Da sich diese Analyse lediglich auf den Landkreis Osnabrück bezieht, werden die Verbünde des Osnabrücker Stadtverkehrs sowie des VOS-Osnabrück-Belm nicht tiefergehend betrachtet. Das kartographisch dargestellte Liniennetz ist daher nur in den oben genannten Verbünden vollständig, nicht aber in der Stadt Osnabrück sowie in Belm, in denen lediglich durchlaufende Linien dargestellt werden. Im Busverkehr fließen in die Analyse 126 Einzellinien gemäß Fahrplan 09/2021 der entsprechenden Verkehrsverbünde ein (inklusive Bürger- und reinen Schulbussen).

Im Busverkehr wird im Landkreis ein engmaschiges Netz betrieben, allerdings unterscheidet sich die Bedienungsqualität zwischen den einzelnen Tages- und Wochenzeiten sowie zwischen den verschiedenen Verkehrsverbünden deutlich. Verhältnismäßig besser bedient wird das Liniennetz in den VOS-Teilgemeinschaften im dichter besiedelten südlichen Landkreis. Dort verbinden die jeweiligen Linien die Gemeinden des Landkreises in der Regel in aufeinander abgestimmten Taktverbindungen miteinander, wobei die Taktzeiten zwischen 20 und 60 Minuten liegen. Lediglich auf einigen wenigen Linien verkehren die Busse seltener. Das Angebot im Tarifgebiet des VOS-Nord ist dagegen deutlich reduzierter. Bereits an regulären Werk- und Samstagen besitzen die Gemeinden Neuenkirchen, Voltlage, Merzen, Gehrde, Eggermühlen und Badbergen zum Beispiel keine RegioTakt-Anbindungen, in den weiteren Gemeinden ist dieses Angebot darüber hinaus weniger engmaschig und seltener getaktet als im südlichen Kreisgebiet (siehe die nachstehenden drei Abbildungen).

ÖPNV-Netz im Landkreis Osnabrück (inkl. Taktung)

Zur Sicherstellung der Versorgung mit Mobilitätsangeboten ist eine die schnelle Erreichbarkeit von ÖPNV-Haltepunkten für die Bevölkerung unerlässlich. Die nachfolgende vierte Abbildung zeigt vor diesem Hintergrund den Anteil der Bevölkerung, welcher in maximal 600 Metern Entfernung zu einer Haltestelle mit mindestens 20 täglichen Abfahrten im ÖV oder innerhalb eines Radius von 1.200 Metern um einen Bahnhof lebt. Während dieser Anteil bundesweit bei über 90 Prozent liegt, trifft dies im Landkreis Osnabrück lediglich auf die Gemeinden Wallenhorst, Hasbergen, Georgsmarienhütte sowie Bad Rothenfelde zu.

Neben dem straßengebundenen ÖPNV gibt es im Landkreis ein Angebot im Schienenpersonenverkehr. Lediglich das nordwestliche Kreisgebiet ist nicht an den Schienenverkehr angebunden. Der Bahnverkehr läuft sternförmig auf die Stadt Osnabrück zu. Bahnhöfe gibt es im Landkreis in Bersenbrück, Bissendorf, Bohmte, Bramsche, Dissen am Teutoburger Wald, Georgsmarienhütte, Hagen am Teutoburger Wald, Hasbergen, Hilter am Teutoburger Wald, Melle, Quakenbrück und Rieste. Eine zusätzliche Bahnanbindung besteht in Bad Essen vorrausichtlich ab 2027.

Erreichbarkeit Haltestellen und Bahnlinennetz

Die Verkehrsnachfrage im Öffentlichen Personenverkehr (ÖPNV) im Landkreis Osnabrück hat sich nach einem starken Wachstum zum Ende der 1990er und Beginn der 2000er Jahre zwischen 2004 und 2013 rund 10 Jahre lang auf einem Plateau von rund 21 Millionen Fahrgästen im Jahr eingependelt. Seit 2014 sind die Fahrgastzahlen leicht rückläufig und waren im Jahr 2018 mit lediglich 19 Millionen Fahrgästen trotz der im Landkreis gestiegenen Einwohnerzahl auf dem niedrigsten Stand seit 2001.

Damit haben sich die Fahrgastzahlen im Landkreis Osnabrück entgegen dem allgemeinen Trend entwickelt. Deutschlandweit sind die Fahrgastzahlen im ÖPNV zwischen 2014 und 2019 um rund fünf Prozentpunkte angestiegen. Obwohl es im Landkreis Osnabrück 2019 erneut ein Wachstum auf 20 Millionen Fahrgäste gegeben hat, konnte auch in diesem Jahr das Niveau der Jahre bis zum Jahr 2017 nicht mehr erreicht werden. Für die Corona-Jahre 2020 und 2021 ist erneut mit einem starken Einbruch der Zahlen zu rechnen. Bundesweit lag im ÖPNV das Fahrgastaufkommen im ersten Halbjahr 2021 um 42 % unter dem Vorkrisenniveau von 2019. Für den Landkreis Osnabrück bzw. die verschiedenen Tarifgemeinschaften stehen zum Stand 03/2022 allerdings noch immer keine Zahlen zur Verfügung.

Zwischen den VOS-Teilgemeinschaften unterscheiden sich die Nutzergruppen teilweise erheblich, wobei insbesondere zwischen den ländlichen und stärker verdichteten Regionen Unterschiede bestehen. Die überwiegend ländlich geprägten Teilgemeinschaften des VOS-Nord, des VOS-Ost und des VOS-Nordost bedienen zum Großteil lediglich die Mobilitätsbedarfe des Schülerverkehrs, welcher in den drei Regionen jeweils einen Anteil von 84 % bis 87 % ausmacht. Der Anteil des Jedermann-Verkehrs ist dabei zwischen 2018 und 2019 lediglich um wenige Zehntel-Prozentpunkte angestiegen. Deutlich größer ist der Anteil des Jedermann-Verkehrs in den dichter besiedelten und näher an der Stadt Osnabrück gelegenen Teilgemeinschaften des VOS-Süd (34 %) und des VOS-Wallenhorst (49 %).

Aber auch in den Gebieten mit einem deutlich besseren Angebot ist dessen Nutzung bisher gering, dies gilt selbst für zum Teil recht gut durch den ÖPNV angebundene Gemeinden im direkten Umfeld der Stadt Osnabrück

Berechnet man über die Fahrgastzahlen des ÖPNV (Stand 2019) den Anteil, den der ÖPNV an dem Verkehrsaufkommen im Landkreis hatte, ergaben sich für diesen Zeitpunkt folgende Werte:

Landkreis gesamt alle Personen:                              4,64 %
Landkreis gesamt (ohne Schülerverkehr):               1,81 %

Der Anteil des straßengebundenen ÖPNV am Verkehrsaufkommen (Modal Split) liegt dabei, wenn man den Schülerverkehr ausklammert, in der VOS-Wallenhorst mit 1,96 % am höchsten und in der VOS-Nord mit 0,65 % am Niedrigsten.

ÖPNV-Nachfrage im Landkreis Osnabrück

Der Landkreis Osnabrück verfügt über ein gut ausgebautes Verkehrsnetz, welches die verschiedenen Gemeinden des Landkreises sowie die Grund-/ Mittel-/ und Oberzentren der Region miteinander verbindet. Von überregionaler Bedeutung ist insbesondere der direkte Anschluss an das Fernstraßennetz über die Bundesautobahnen A1, A30 und A33. Die Bundesautobahn A1 verläuft von Norden nach Süden und verbindet den Landkreis Osnabrück mit Hamburg, Bremen, Köln und Saarbrücken, während die Autobahn A30 den Anschluss an die A2 bietet. Die Autobahn A33 hat ihren Beginn in der Stadt Osnabrück und führt über Bielefeld und Paderborn zu der Autobahn A44.

Neben der Anbindung an das Fernstraßennetz, ist sowohl die Stadt als auch der Landkreis Osnabrück durch das Bundesstraßennetz vernetzt. Aus dem Norden kommend verbindet die Bundesstraße B68 die Gemeinden Quakenbrück, Badbergen, Bersenbrück und Bramsche mit der Stadt Osnabrück. Ebenfalls im Norden des Landkreises verlaufen die Bundesstraßen B214 von Bersenbrück nach Fürstenau und die B218 über Merzen in Richtung Bramsche. Zentral im Landkreis liegen die Bundesstraßen B64 und B51, die die Gemeinden Bohmte, Ostercappeln und Bad Essen mit der Stadt Osnabrück verbinden. Im weiteren Verlauf der B51, werden die Gemeinden südlich der Stadt Osnabrück untereinander verbunden (Georgsmarienhütte, Bad Iburg, Glandorf).

Das nachgeordnete Netz, bestehend aus Landes- und Kreisstraßen, ergänzt das Netz der Bundesstraßen und stellt somit eine flächendeckende Verbindung zwischen den weiteren Städten, Gemeinden und Ortsteilen dar. Die nachfolgende Abbildung zeigt die Verkehrsbelastungen (DTV = durchschnittlich täglicher Verkehr an Kraftfahrzeugen) auf dem klassifizierten Straßennetz des Landkreises Osnabrück gemäß der Straßenverkehrszählung aus dem Jahr 2015. Hieraus wird deutlich, dass die Bundesfernstraßen mit ihrer Anbindung in die umliegenden Regionen die stärkste Belastung mit bis zu 70.000 Kfz/Tag und mehr verzeichnen. Zusätzlich stellen die B68 und B6/ B515 mit einer Verkehrsbelastung von rund 20.000 bis 30.000 Kraftfahrzeugen pro Tag eine weitere Hauptachse im Kreisgebiet dar. Die genannten Strecken sind ebenfalls die Hauptachsen des Schwerverkehrs im Landkreisgebiet.

Verkehrsmengenverteilung und Pkw-Dichte

Ergänzend zur Auswertung der Studie Mobilität in Deutschland (MiD) und dem daraus abzuleitenden Fokus auf den motorisierten Individualverkehr (MIV), weist auch die Trendentwicklung des Pkw-Bestandes im Landkreis Osnabrück auf den hohen Stellenwert des MIV hin. Insgesamt ist der Pkw-Bestand im Zeitraum von 2017 (rund 219.000 Fahrzeuge) bis 2021 (rund 234.000 Fahrzeuge) gem. des Kraftfahrbundesamtes um ca. 6 % gestiegen.

Insbesondere die Gemeinden Bissendorf, Voltlage und Menslage weisen mit über 700 Pkw pro 1.000 Einwohnenden die höchste Pkw-Dichte auf. Insgesamt liegt der Landkreis Osnabrück mit rund 650 Pkw je 1.000 Einwohnenden über dem Bundesdurchschnitt. Dieser liegt bei ca. 570 Pkw je 1.000 Einwohnenden. Die Stadt Osnabrück weist mit 525 Pkw je 1.000 Einwohnenden einen geringeren Kraftfahrzeugbestand auf. Die geringsten Pkw-Dichten sind mit weniger als 600 Pkw je 1.000 Einwohnenden in den Gemeinden Bersenbrück, Belm, Fürstenau und Quakenbrück zu verzeichnen.

Das bestehende überregionale Radverkehrsnetz im Kreisgebiet besteht aus zwei unterschiedlichen Netztypen mit einer Gesamtlänge von ca. 2.300 Netzkilometern (ohne Stadtgebiet Osnabrück). Das Radverkehrsnetz setzt sich dabei aus dem Radverkehrs-Leitsystem Osnabrücker Land (RAVELOS-Netz) und weiteren überörtliche Radfernwegen (Bsp. Pilger Route, Hase-Ems-Tour, Bahn Rad Route Teuto-Senne) zusammen und bietet aktuell Radverkehrsverbindungen zwischen den Gemeinden und Städten des Kreises. Das Radverkehrsnetz wird dabei vorwiegend über asphaltierte Gemeindestraßen in Zusammenspiel mit naturnahen Routenabschnitten auf landwirtschaftlichen Wegen (z.T. Schotter- oder Feldwege) geführt und ist in erster Linie an den Freizeitverkehr ausgerichtet.

Zwar existieren im Kreisgebiet darüber hinaus auch eine Vielzahl an baulich getrennten Radwegen im Zuge von Kreis-, Landes- und Bundesfernstraßen als direkte Wegeverbindungen, diese entsprechen aber teilweise nicht den empfohlenen Ausbaustandards (Dimensionierung). Für die Bündelung des Radverkehrs (Alltagsradverkehr) auf zentralen und direkt geführten Achsen zwischen den Grund-, Mittel- und Oberzentren der Region hat sich der Landkreis Osnabrück das Ziel gesetzt, den Grundstein für ein durchgängig befahrbares und den Qualitätsstandards entsprechendes Rad-Hauptroutennetz zu legen.

Mit Hilfe einer ersten Netzkonzeption und der Identifikation möglicher Streckenführungen unter Berücksichtigung der Erschließungswirkung bzw. Alltagstauglichkeit (Anbindung Siedlungs- und Arbeitsplatzschwerpunkte, Bahnhöfe), der Topografie sowie der Direktheit wurde in Abstimmung mit dem Landkreis Osnabrück ein erster Entwurf für des Rad-Hauptnetz im Landkreis Osnabrück erarbeitet. Dieser Entwurf stellt den Grundstein für die weitere Diskussion und schlussendliche Festlegung des Rad-Hauptnetzes im Landkreis dar.

Rad-Hauptnetz

Die Verkehrsunfallstatistik im Landkreis Osnabrück weist die polizeilich erfassten Verkehrsunfälle im Zeitraum 2017 und 2019 aus. Dabei werden die Verkehrsunfälle entsprechend der folgenden Unfallkategorien, welche der Schwere des Unfalls entsprechen, kategorisch aufgenommen:

  • 1 = Unfall mit getöteter Person
  • 2 = Unfall mit schwerverletzter Person
  • 3 = Unfall mit leichtverletzter Person

Innerhalb des o.g. Betrachtungszeitraum wurden insgesamt 4.665 Unfälle (mit Personenschaden) polizeilich erfasst. Der nachstehenden Tabelle ist zu entnehmen, dass sich die Anzahl an Gesamtunfällen je Jahresbetrachtung zwischen 1.151 (Jahr 2017) und 1.205 (Jahr 2019) nicht signifikant verändert hat. Auffallend ist jedoch, dass die Anzahl an tödlichen Unfällen im Betrachtungszeitraum leicht zugenommen hat, ebenfalls die Unfälle der Kategorie 3.

Unfallzahlen

Eine ebenfalls ansteigende Tendenz weist die Entwicklung der Unfallzahlen mit Radverkehrsbeteiligungen auf. Im Betrachtungszeitraum wurden insgesamt 962 Gesamtunfälle mit Radfahrbeteiligung verzeichnet, welche in neun Fällen einen tödlichen Ausgang fanden. Somit sind bei rund 20 % der Verkehrsunfälle im Landkreis Radfahrende beteiligt. Die Entwicklung der steigenden Unfallzahlen mit Radfahrbeteiligung ist bundesweit zu beobachten und lässt sich unter anderem auf den allgemeinen Anstieg des Radverkehrsaufkommen sowie der steigenden Fahrgeschwindigkeiten (Elektromobilität) zurückführen.

Unfälle mit Radfahrbeteiligung

Die nachfolgende Grafik zeigt die Lage der o.g. Verkehrsunfälle am Beispiel der Unfallauswertung für das Jahr 2019 im Landkreis Osnabrück. Allgemein festzustellen ist, dass sich im nördlichen Kreisteil aufgrund eines geringeren Verkehrsaufkommens weniger Verkehrsunfälle ereignet haben. Indes wurden in den Mittelzentren (Georgsmarienhütte, Melle, Bramsche, Quakenbrück) aufgrund des erhöhten Verkehrsaufkommens und der Verteilerfunktion vermehrt Unfälle registriert.

Unfallorte